Ein Haus voller Erinnerungen geht durch die Zwangsversteigerung

Inhaltsverzeichnis:

  1. Räume sind Erinnerungsträger
  2. Oft seit Generationen in Familienbesitz
  3. Hohe Modernisierungskosten führten in die Zwangsversteigerung
  4. Emotionaler und prägender Abschied vom Eigenheim
  5. Wie kam es zu diesem Artikel?

Wer sein Eigenheim durch eine Zwangsversteigerung verlieren soll, steht vor der Frage, ob er darum kämpfen oder es kampflos aufgeben soll. Die Antwort fällt oft nicht leicht. Denn es sind jede Menge Emotionen im Spiel.

Zwangsversteigerungs-Emotionen-GartenMarlene Breiers hat selbst mit angepackt, jedenfalls soweit ihr das damals schon möglich war. Sie war schwanger, da bauten Sie mit Ihrem Ehemann ein großes Haus im kleinen Schwefingen, einem Dorf nur wenige Kilometer von der holländischen Grenze entfernt. Breiers’ Ehemann ist Maurer, mit viel Liebe zum Detail errichtete er das Eigenheim. Sie selbst verwandelte das 4000 Quadratmeter große Areal drum herum in eine blühende Landschaft. An die grüne Idylle erinnert sich die Marlene Breiers besonders gerne, wenn sie von ihrem Eigenheim spricht. Mein Lebenswerk freiwillig verkaufen? „Undenkbar“, sagt die junge Landschaftsarchitektin. Eine fehlerhafte Konstruktion in der Baufinanzierung führte die Familie an den Rand des Ruins und direkt in die Zwangsversteigerung. Zum großen Glück von Familie Breiers konnte ein fachkundiger Berater eine Umfinanzierung über die Eltern und Schwiegereltern auf die Füße stellen und in wenigen Wochen ist der unheimliche Spuk vorbei.

Aber nicht alle Familien haben dieses Glück mit dem familiären Zusammenhalt.

Jedes Jahr werden in Deutschland rund 40.000 Immobilien zwangsversteigert. Bei etwa einem Drittel davon, handelt es sich bei einer Zwangsversteigerung um Einfamilienhäuser.

Vollstreckungsschutz: das sollten Sie jetzt wissen!
  • Ihre aktuelle Situation:*Wo stehen Sie jetzt?
    Mein Kredit wurde gekündigt
    Meine Versteigerung ist nun angeordnet
    Der Gutachter wurde vom Gericht bestimmt
    Der Gutachter war bereits da
    Mein Versteigerungs-termin ist jetzt bald
    Mein erster Termin ist vorüber
    0

Räume sind Erinnerungsträger

Dass für viele der unfreiwillige Verlust der eigenen vier Wände nicht in Frage kommt, hat vielfältige Gründe, und nicht immer sind diese sachlicher Natur. Denn mehr als jede andere Immobilie ist das erste und einzige Eigenheim mit Erinnerungen behaftet – mit positiven ebenso wie mit weniger guten.

Oft seit Generationen in Familienbesitz

Ein Haus voller Erinnerungen geht durch die ZwangsversteigerungEigene Kindheitserinnerungen sind für viele Familien denn auch einer der wesentlichen Beweggründe, das geerbte Elternhaus nicht zu veräußern, sondern es selbst zu nutzen; ebenso der Faktor, dass die Immobilie oft schon seit Generationen in Familienbesitz ist.

So wie das alte Gehöft im rheinländischen Rehborn, in das Sabine Fehlwohl vor einigen Jahren zurückkehrte. In dem um 1900 errichteten Gebäude lebte schon die Urgroßmutter und wuchs die Oma auf. Heute lebt Sabine Fehlwohl mit ihren Kindern und ihrem Mann dort. Doch auch für die eigene Mutter ist ausreichend Platz. Im einstigen Stall findet sich die Garage, der frühere Heuboden ist Teil der Wohnung. „Ich hänge sehr an meinem Elternhaus, da stecken ja sehr viele positive Erinnerungen drin. Deshalb würde ich es sehr bedauern, wenn wir es nun verlieren werden“, erklärt die 41-Jährige. Heimelig fühle sie sich in diesen Wänden, auch die alte Buche vor dem Anwesen ist für sie Teil ihrer Kindheit.

Hohe Modernisierungskosten führten in die Zwangsversteigerung

Wie so häufig war das geerbte Immobilienvermögen in einem sanierungsbedürftigen Zustand und somit führte an Investitionen kein Weg vorbei. Schließlich taugt der Wohnstandard, der den Eltern genügte und der einen Teil der schon mal verklärten Kindheitserinnerungen ausmacht, oft nicht für einen angemessenen Wohnstandard.

Sabine Fehlwohl und Ihr Ehemann nahmen einen hohen 6-stelligen Kredit auf, um das Gebäude Ihren Vorstellungen nach herzurrichten. 15 glückliche Jahre später erkrankte Ihr Ehemann an einem unbekannten Virus. Dieser Virus rief Lähmungserscheinungen hervor und der Ehemann konnte seinen Teil der Darlehensrate nicht mehr beisteuern. Die Last auf den Schultern von Sabine Fehlwohl wuchs. Zwei lange, harte Jahre konnte Sabine Fehlwohl die Raten noch zuverlässig zahlen, dann ging endgültig der finanzielle Spielraum aus und der Albtraum der Zwangsversteigerung begann.

Sabine Fehlwohl und Ihr Mann konnten ihre Geschwister nicht davon überzeugen, bei der Rettung vor der Zwangsversteigerung behilflich zu sein.

Emotionaler und prägender Abschied vom Eigenheim

„Die Geborgenheit, die ich aus meiner Kindheit kenne, spüre ich bis heute, wenn ich in das Haus komme“, beschreibt sie ihre Gefühle. In wenigen Wochen wird nun ihre kleine Familie das Anwesen verlieren. Und eines fernen Tages wird es wieder die Kindheitserinnerungen einer jungen Frau prägen – die der heute erst vier Jahre alten und jüngsten Tochter von Sabine Fehlwohl.

Zwangsversteigerungen-zerstören-Kinderträume

Wie kam es zu diesem Artikel?

Vor einigen Tagen habe ich einen schönen Artikel in der FAZ gelesen. Dieser handelt um die Gefühle und Probleme der Menschen, die eine Immobilie erben. Der Text war im Ausdruck der Gefühle so passend, dass ich diesen in abgewandelter Form niedergeschrieben habe.

Leider wird in der Presse das Drama und die Gefühle von Menschen in der Zwangsversteigerung selten erwähnt. Und so habe ich diesen Text derart gestaltet, dass er auf die Familien in der Zwangsversteigerung passt. Ich habe die Beispiele mit meinen Erfahrungen bei Aktion Neuanfang ausgeschmückt. Der Originaltext ist hier zu lesen: Immobilie mit Emotionen